Robotik & KI

Der EU AI Act: Eine Chance oder ein Hindernis für Europas technologische Zukunft?

EU AI Act: Erste Regulierung der künstlichen Intelligenz

Seit dem 1. August 2024 ist der EU AI Act – das erste KI-Gesetz der EU – in Kraft und sorgt bereits für hitzige Diskussionen in der Technologiebranche. Wir bei isento verfolgen diese Entwicklungen mit großem Interesse, doch auch mit wachsender Sorge. Das KI-Gesetz, das Künstliche Intelligenz in verschiedene Risikostufen klassifiziert und bestimmte Anwendungen verbietet, die als „hohes Risiko“ eingestuft werden, soll den Schutz der Nutzer:innen sicherstellen und Vertrauen in KI-Technologien schaffen. Doch bringt es uns wirklich den erhofften Fortschritt? Oder droht uns in Europa ein Innovationsstau, während Unternehmen in anderen Nationen ungebremst voranschreiten?

Über-Regulierung als Wettbewerbsnachteil

Der EU AI Act verfolgt das Ziel, Verbraucher:innen zu schützen und sicherzustellen, dass KI-Anwendungen transparent und ethisch vertretbar sind. Während europäische Unternehmen sich durch den Dschungel neuer Vorschriften kämpfen müssen – was Zeit und damit Geld kostet -, genießen Tech-Giganten in den USA und China weiterhin freie Hand. Dort gibt es keine vergleichbaren Gesetze, die so tiefgreifend in die Entwicklungsprozesse eingreifen.

Der Unterschied? Während Europa die Innovationskraft bremst, drücken andere Länder aufs KI-Gaspedal mit den besten Chancen, den globalen Markt dominieren werden.

Diese Über-Regulierung könnte europäische Unternehmen erheblich benachteiligen. Der Wettbewerbsvorteil schwindet, weil viele Ideen schon im Keim erstickt werden – nicht etwa, weil sie gefährlich sind, sondern weil die Angst vor Strafen zu groß ist und weil die Risikoklassifizierung nicht eindeutig ist. Die Frage ist: Welchen Preis zahlen wir für unsere (übertriebene) Vorsicht? Kann Europa es sich leisten, den Anschluss an die technologische Spitze zu verlieren?

Innovation durch Partizipation statt durch Regeln

Der Schutz der Nutzer:innen ist zweifellos wichtig, doch ich bin fest davon überzeugt, dass Sicherheit und Vertrauen nicht durch starre Regeln und Verbote geschaffen werden. Vielmehr sollten wir auf Teilhabe und Partizipation setzen. Wenn sich Anwender:innen und Entwickler:innen im digitalen Raum vernetzen und gleichermaßen aktiv in die Entwicklung von KI-Anwendungen eingebunden sind, können sie besser verstehen, wie diese Technologien funktionieren und wie sie sie sicher nutzen können. Diese Transparenz und die direkte Mitgestaltung schaffen eine Vertrauensbasis, die keine Vorschrift der Welt ersetzen kann. Dass das funktioniert beweist unsere Community rund um den humanoniden Roboter pib: über 900 engagierte und interessierte Communitymitglieder greifen auf unser open-source Projekt zu und gestalten den Roboter (Hardware) und seine Funktionen (Software) aktiv mit. Die Dokumentation und alle Entwicklungsschritte sind transparent und öffentlich zugänglich – in dieser Form als Projekt einzigartig. Was wir dadurch erreichen ist nicht nur die Möglichkeit zu aktiven Teilhabe, sondern ein demokratisches Verständnis von Technologieentwicklung. Womit ich zum zweiten Problem beim EU AI Act komme: das Gesetz trägt dazu bei, dass zu viel Macht in die Hände weniger Entscheidungsträger:innen liegt. Fortschritt darf nicht von Einzelnen entschieden werden – er muss demokratisch gedacht werden. Die Zukunft von Schlüsseltechnologien wie KI sollte durch einen offenen Dialog und die aktive Beteiligung aller gesellschaftlichen Akteure gestaltet werden, nicht durch die Vorgaben einiger weniger.

Der Weg nach vorne: Balance statt Über-Regulierung

Natürlich dürfen wir die Risiken von KI nicht ignorieren. Ein unregulierter Wildwuchs könnte katastrophale Folgen haben, doch die Antwort darauf kann nicht eine Über-Regulierung sein, die alle Innovationsbestrebungen im Keim erstickt. Stattdessen brauchen wir eine Balance zwischen Schutz und Freiheit.

Europa muss Wege finden, um den technologischen Fortschritt zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass dieser im Einklang mit unseren Werten steht. Dies erfordert ein Umdenken: Wir müssen weg von strikten Vorschriften und hin zu einem partizipativen Ansatz, der sowohl Entwickler:innen als auch Nutzer:innen gleichermaßen einbindet.

Fazit zum EU AI Act

Der EU AI Act ist ein zweischneidiges Schwert. Während er den Schutz der Nutzer:innen verbessern soll, könnte er Europas technologische Zukunft gefährden. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen wir den Weg für Innovationen freimachen, die durch Partizipation und demokratische Prozesse unterstützt werden. Nur so kann Europa nicht nur sicher, sondern auch wettbewerbsfähig und zukunftsfähig bleiben.

 

Auf dem Bild ist eine Frau zu sehen, die kurze braune Haare hat und einen orangenen Blazer trägt.

Christina Kommer
Recruiterin

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