Warum ist ein Team mehr als nur die Summe seiner Mitglieder? In unserem neuen Blogbeitrag erfährst du, wie Vertrauen und Synergie innerhalb eines Teams zu außergewöhnlichen Ergebnissen führen. Im ersten Teil unserer Serie von unserem Autor Daniel erfährst du, warum das richtige Maß an Team-Confidence entscheidend ist und welche Fallstricke es zu vermeiden gilt. Mit praktischen Tipps und spannenden Einblicken zeigst du deinem Team den Weg zu mehr Resilienz und Erfolg.
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
Das soll Aristoteles einmal gesagt haben. Der Satz kann zuerst einmal irritieren. Am besten stellt man sich einmal ein großes Symphonie-Orchester vor: Da die Geigen, hier der Kontrabass, dort die Querflöten und ja, jedes Instrument spielt zu seiner Zeit seine eigenen Töne. Aus Einzeltönen werden Harmonien, aus dem Taktschlag des Dirigenten wird ein Puls der Musik.
Wenn man in diesem Beispiel jeden Musiker einzeln – ohne die Tonspur der anderen – seine Melodien aufnehmen lässt und diese dann in der Musik-Software zusammensetzt – wird das Endergebnis so gut sein, wie wenn alle Musiker gleichzeitig, am selben Ort die Musik einspielen? Ich vermute nicht. Warum?
Die Antwort liefert das obige Zitat. Oder auch der Begriff Synergie. „Synergie … bezeichnet das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im Sinne von „sich gegenseitig fördern“ bzw. einen daraus resultierenden gemeinsamen Nutzen“ (Quelle: Wikipedia).
Wenn die Geige hört, was gerade die Querflöte spielt und sich dementsprechend in der Dynamik etwas mehr zurückhalt oder gerade deshalb lauter spielt, dann ist das ein Ergebnis, was nicht direkt in den eigenen Noten zu sehen ist, aber im Zusammenwirken entsteht. Ein solches Zusammenwirken gibt es auch in Projekt-Teams. Sei es im Zwischenmenschlichen oder im Fachlich-technischen.
Ein besonder Fokus von Synergie liegt im heutigen Blog-Beitrag zum ThemaTeam-Confidence.
Also dem Vertrauen, dass das Team in sich und seinen Fähigkeiten hat. Und zwar als Team. Also nicht das individuelle Zutrauen von Person A + Person B + … aufaddiert.
Auch hier gilt wieder : Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Hier gibt es Synergie und gegenteilige Effekte. Wenn Einzelne in einem Team denken, dass sie die einzig richtige Meinung haben, dann leidet das Teamvertrauen darunter. Dies wird nicht nur intern, sondern meist auch in der Außenwirkung zum Tragen kommen. Wenn dagegen das Team sich als Ganzes zutraut, die Aufgaben, die die Arbeitswelt ihnen stellt, zu schaffen, dann ist eine Ressource für Team-Building vorhanden. Diese Ressource und andere werden im Buch Unbreakable (Kirkman & Stoverink, 2023) beschrieben.
Grafisch dargestellt kann Team-Confidence so aussehen:
Hierbei wird deutlich, dass Team-Confidence und Team-Performance in einem Zusammenhang stehen. Die Autoren von „Unbreakable“ legen aber den Fokus eher auf den Aspekt Resilienz. Die Resilienz ist in diesem Kontext nicht die maximale Performance, sondern die Fähigkeit, nach einem Rückschlag wieder zur alten (oder noch höheren) Performance zurückzukehren.
Hier gibt es zwei besondere Fallstricke, die ein Team vermeiden sollte:
- Zu wenig Team-Vertrauen
- Zu viel Team-Vertrauen
Zu wenig Team-Vertrauen kann entstehen, wenn entweder generell zu wenig Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams (also auch individuelle Fähigkeiten, aber eben nicht nur) vorhanden ist. Oder wenn einzelne Personen überproportional viel individuelles Vertrauen haben und den Anderen damit nichts zutrauen. Dann entstehen Verhaltensmuster wie zum Beispiel ständiges Kontrollieren der Arbeit der anderen.
Zu viel Team-Vertrauen ist schlicht der Zustand, wenn das Team sich nicht mehr aufmacht und mögliche Probleme ordentlich analysiert, sondern in einer Art Hybris sagt: „Wir sind ja eh unfehlbar!“. Dann verpasst das Team die Situationen, in denen sie eine Gefahr oder ein Nachlassen der Leistung umgehen können.
Die Parabelfunktion – das umgekehrte „U“
Die mathematische Funktion, welche das umgekehrte U für den Zusammenhang zwischen Team-Confidence und Resilienz erklärt (z.B. y = -0,4(x-5)² +10), beschreibt auch andere Zusammenhänge, wie zum Beispiel Stress und Leistung. Das ist logisch: Bin ich tiefenentspannt – weil ich schlafe – ist meine Leistung sehr gering. Kein Arbeitgeber würde mich dafür bezahlen (vermute ich mal 😊). Bin ich hingegen im Panik-Modus, ist meine Leistung ebenso gering, weil zu viel Stress im Spiel ist. Es gibt also einen Korridor an gutem, nützlichem Stress oder auch Anspannung.
So ist es auch mit der Team-Confidence: Ein Team sollte alle nötigen Skills haben, um die Aufgaben angemessen erledigen zu können. Wenn in einem Team die entsprechenden Skills nicht vorhanden sind, müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit ein gutes Team-Vertrauen bestehen bleibt. Hier unterscheidet man auch in generelles Team-Vertrauen und spezifisches Team-Vertrauen. Spezifisches Team-Vertrauen ist in diesem Zusammenhang das Vertrauen darin, bestimmte Tätigkeiten erledigen zu können, während generelles Team-Vertrauen bedeutet, Zuversicht zu haben, alle anstehenden Tätigkeiten bewältigen zu können.
Ärmel hochkrempeln und los geht´s
Was kann man nun für so ein Team-Vertrauen konkret tun?
- Konkrete Team-Ziele festlegen.
So weiß jeder, wie seine Fähigkeiten und Stärken zum größeren Ganzen beitragen. - Team-Leader etablieren, welche
a) die Extra-Meile gehen.
b) Team-Mitgliedern Möglichkeit geben im Entscheidungs-Prozess aktiv beteiligt zu sein.
c) Team-Mitgliedern mehr Verantwortungsspielraum zumuten.
d) genügend Informationen mit dem Team teilen.
e) für das Wohlergehen der Team-Mitgliedern Sorge tragen.
f) Erfolge feiern. - Team-Mitglieder etablieren, welche
a) alles Obige, bei Team-Leader beschriebene, auch mit ihren Kräften unterstützen. Also z.B. Verantwortungsspielraum auch selbst organisiert und selbstverantwortlich ausfüllen.
b) wenn die Team-Leader Punkt 2 noch nicht dementsprechend umsetzen, trotzdem schon Punkte ansprechen, welche für ein besseres Team-Vertrauen nötig wären und die Möglichkeiten ausschöpfen, die gerade im Bereich des Machbaren sind. - Allgemein: Stärken von Team-Mitgliedern und eigene Stärken finden und ansprechen 😊. Skills, die nötig sind, ausbauen.
Wenn alle entsprechenden Skills vorhanden sind, kann das Team sagen: Jawohl, die Aufgaben bekommen wir hin! Dann ist damit ein Team-Vertrauen vorhanden, welches dem Team hilft, angesichts herausfordernder Umstände engagiert zu sein.Das ist ein Team-Vertrauen, welches das Vertrauen des gesamten Teams in sich widerspiegelt und damit ein starkes „Wir“ darstellt. Und auch ein Team-Vertrauen, welches eine gute Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle findet. Also weder zu viel Vertrauen und damit Lethargie oder zu wenig Vertrauen und damit Angst, sondern Wissen, was man kann, und sorgfältige Vorbereitung bei den Gefahren, die man sieht. Ein solch selbstbewusstes Team ist mehr als die Summe seiner Teile – im Positiven 😊.
Daniel Küstner
Agile Coach, Projects and Coaching