Um Agilität kreist eine Vielzahl von Mythen. Aber sind diese auch wahrheitsgemäß? Im Rahmen einer ASQF-Veranstaltung haben wir Teilnehmer der Fachgruppe Agilität Franken in unsere Räumlichkeiten eingeladen, um eben dies herauszufinden.
Zu diesem Zweck haben wir ein World Café eingerichtet. Hierzu werden die Teilnehmer in möglichst gleich große Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe versammelt sich um einen Tisch, der mit einer Papiertischdecke abgedeckt und mit Markern (am besten in verschiedenen Farben) ausgestattet ist. Innerhalb einer Gruppe wird zunächst ein Tischname sowie ein Tischherr gewählt, der die ganze Veranstaltung über an seinem Tisch bleibt, während die anderen Teilnehmer um die Tische rotieren.
York und Tanja haben unser World Café geleitet. So haben sie zunächst das konkrete Thema, über das diskutiert werden sollte, vorgegeben: Welche agilen Mythen kennt ihr? Was ist dran – sind sie wahr oder falsch? Gemeinsam haben wir eine Vielzahl von Mythen, sei es positiv oder negativ, gesammelt, die wir anschließend in den Tischgruppen diskutieren wollten. Für jede Diskussionsrunde gab es zehn Minuten Zeit – und los!
Die Teilnehmer begannen sofort eifrig mit dem Diskutieren. Das Interessante an der World Café Methode ist, dass alle Erkenntnisse direkt auf die Papiertischdecken geschrieben werden. So wurde jeder gesammelte Mythos zunächst am eigenen Tisch besprochen und alle zusätzlichen Informationen dazu notiert. Nach zehn Minuten war ein Tischwechsel angesagt und die Gruppen wanderten jeweils einen Tisch weiter – mit Ausnahme des Tischherrn, der, wie gesagt, an „seinem“ Tisch verweilt um die neue Gruppe kurz darüber aufzuklären, was in der letzten Runde bereits besprochen wurde. Dann wurde der Timer erneut auf 10 Minuten gesetzt und jede Gruppe konnte weiter über die ihnen nun vorgelegten Mythen diskutieren und ihre Schlussfolgerungen zu den bisherigen dazu notieren.
Am Ende hatte jede der drei Gruppen jeden der drei Tische besucht und somit alle vorab gesammelten agilen Mythen besprochen. Nun war es eindeutig Zeit für eine kurze Pause – Pizza, frisches Obst, Snacks und Getränke standen schon dazu bereit. Nach einer kurzen Stärkung ging es dann in die zweite Runde des Abends. Hierzu haben wir zunächst alle Papiertischdecken mit den bunten Notizen an der Wand befestigt, sodass jeder Teilnehmer auf einen Blick alles einsehen konnte. Nun waren die Tischherrn an der Reihe: Einer nach dem anderen stellten sie die Erkenntnisse ihres Tischs kurz vor. In der Runde wurde dann kurz geklärt, ob sich der jeweilige Mythos nun bewahrheitet hatte oder ob er „busted“ war.
Die agilen Mythen, die wir im Rahmen des World Café sammeln konnten, waren:
- Agilität ist ziellos
- Agilität kostet weniger
- Scrum ist ein Allheilmittel
- Agile Projekte scheitern schneller
- Team driven development
- Es geht schneller
- Keiner hat den Überblick
- Amazon kann CD in 9 Minuten – wir auch
- Reporting erübrigt sich
- Agilität ist totales Chaos
- Keine Architektur / kein RE
- Keine Planung
- Schätzen erfolgt immer in Story Points
- Jeder macht alles
- Keine Dokumentation
Es freut uns, dass wir gemeinsam mit der Fachgruppe Agilität Franken den Großteil dieser agilen Mythen als falsch entlarven konnten. So haben wir lediglich beim Punkt „Team driven development“ einen grünen Haken gesetzt. Bei den Punkten „kostet weniger“, „geht schneller“ und „jeder macht alles“ gab es keine einheitliche „richtig“ oder „falsch“ Lösung, da diese Aussagen von vielen verschiedenen Faktoren, die ineinander spielen, abhängig sind. Den Vergleich mit Amazon haben wir schließlich ebenfalls abtun können und als nicht wirklich notwendig erachtet.